Eine umfassende Beurteilung von phonologischen, lesebezogenen und schriftlichen Fähigkeiten ist notwendig, um Lernstörungen im Bereich des Lesens und/oder Schreibens auf eine verlässliche Art und Weise zu diagnostizieren. Internationalen Standards zufolge muss im diagnostischen Prozess zwischen Lernschwierigkeiten, die auf eine unzureichende Beherrschung der Testsprache zurückzuführen sind, und Lernschwierigkeiten aufgrund von spezifischen Lernstörungen unterschieden werden (APA, 2013; WHO, 2019). Dies kann vor allem im mehrsprachigen Kontext Luxemburgs eine Herausforderung darstellen, da die Testsprache mit der Sprache des Schriftspracherwerbs (d. h. Deutsch für die meisten Kinder in Luxemburg) übereinstimmen sollte. Das nationale Schulmonitoring zeigt jedoch bereits in der ersten Klasse Leistungsunterschiede im Fach Deutsch, je nachdem, welche Sprache die Kinder zu Hause sprechen (Hornung et al., 2023). Eine Möglichkeit, diese Leistungsunterschiede in einem diagnostischen Setting anzugehen, besteht darin, unterschiedliche Referenznormen zu verwenden, die die zu Hause gesprochenen Sprache(n) der Kinder berücksichtigen (Martini et al., 2021), und die Wortschatzkenntnisse eines Kindes in der Testsprache zu erheben.
Bildungsbericht 2024 • Artikel
Die Diagnostik von spezifischen Lernstörungen im Bereich des Lesens und Schreibens in einem multilingualen Bildungskontext
Bildungsbericht: 2024
DOI:
https://doi.org/10.48746/bb2024lu-de-19